Wasserspeicherkraftwerk 7: Kampf

 

Ein Kampf mit Worten – oder sollte man besser sagen – Schlagworten ist mittlerweile um das geplante Wasserspeicherkraftwerk entstanden. Nicht mehr nur die Politiker, sondern auch die Eifeler streiten jetzt nachhaltig um die nachhaltige Zukunft am Rursee. Ein Bürgerkampf ist entbrannt: Auf der einen Seite mit einer Bürgerinitiative „rettet-den-rursee“, auf der anderen Seite mit einer Interessengemeinschaft „Pro Pumpspeicherkraftwerk“.

Ein junger Mann der Interessengemeinschaft wirft den Initiatoren von „rettet-den-rursee“ provokativ vor, einer Generation anzugehören, die innerhalb von 60 Jahren Energiequellen verbraucht hat, die die Erde in Jahrmillionen Jahren wachsen ließ und von denen nicht mehr viel übrig ist. In einem Papier setzt er sich mit den Contra-Argumenten von „rettet-den-rursee“ auseinander. Das Papier ist hier herunter zu laden: Standpunkt Pro Initiative_121206

Einige Punkte der Auseinandersetzung:

  • rettet-den-rursee: „Mitten durch Gemeinden müssten unterirdische Hochspannungsleitungen verlegt werden, die in dieser Form noch nicht erprobt sind. Die dadurch entstehende Gesundheitsgefahr für die Anwohner ist unabsehbar und somit unverantwortlich! … Das längste Erdkabel mit 11 km in der Nähe von Berlin ist noch 2km kürzer als die geplanten 13 km am Rursee. … Erfahrungswerte sind wenig vorhanden. Insofern dürfen sich die Bewohner von Schmidt und Hausen als Beteiligte eines Großversuchs der Firma Trianel verstehen.“
    Pro Pumpspeicherkraftwerk: „Wir leben auf der Erde und nicht nur in Deutschland. Die längsten Erdkabel (Wechselstrom) liegen mit 220/380 kV Leistung in Japan (38 km) und Dänemark (22 km). Daher gibt es entgegen der Beschreibung der „RDRI“ bereits einige Erfahrungswerte. Hierbei gibt es keine Komplikationen. … Daher wäre auch die Darstellung eines Großversuchs falsch! …Und nur nebenbei: Über den W-Lan Smog, dem wir überall tagtäglich ausgeliefert sind, liegen auch keine Beweise für eine schädliche Strahlung vor. Darüber beschwert sich keiner!“
  • rettet-den-rursee: „Das PSKW ist eine veraltete Technik, die keinen Strom erzeugt. Ganz im Gegenteil: Pumpspeicherwerke verbrauchen sehr viel Strom. …Das bedeutet: Für jede Kilowatt-Stunde, die man zum Pumpen eingesetzt hat, bekommt man 0,8 Kilowatt-Stunden zurück. … Eine solche Anlage verbraucht Energie, deshalb ist sie auch kein Kraftwerk, wie Trianel schreibt. Ein Kraftwerk erzeugt Strom. Ein Pumpspeicherwerk verbraucht Strom.“
    Pro Pumpspeicherkraftwerk: „Ein Pumspeicherkraftwerk ist kein KW, weil es keinen Strom produziert, sondern verbraucht? Demnach wären auch fossile KW nicht wirklich Kraftwerke. Strom ist nichts anderes als eine Form der Energie. Ein Kraftwerk  transferiert Primärenergie in Sekundärenergie. Das tut ein PSKW auch. … Kein fossiles KW kann einen Wirkungsgrad von 80% aufweisen wie es bei einem PSKW der Fall ist. Jedes fossile Kraftwerk verbraucht daher mehr Energie als ein PSKW … Anders ausgedrückt: PSKW verlieren weniger Strom als alle anderen fossilen Kraftwerke. Allerdings wird hier wieder der eigentliche Sinn und Zweck vergessen. Ein PSKW soll kein Strom produzieren sondern verlustminimal zwischen speichern. Daher ist diese Darstellung auch völlig aus der Luft gegriffen.“
  • rettet-den-rursee: „Pump-SPEICHER-Kraftwerke speichern Strom, wie der Name schon sagt! Und: sie speichern Strom aus Grundlastkraftwerken: Atomkraft und Kohlekraftwerken. Solar-und Windenergie wird DIREKT ins Netz eingespeist. Folglich hat sich die Sache schlicht erledigt.“
    Pro Pumpspeicherkraftwerk: „Ein Kostenanteil an der EEG-Umlage ist … die Vergütung von Wind oder Solarstrom, der durch die Netzinstabilität nicht abgenommen werden kann. Diese Ausgleichszahlungen werden im § 12 EEG geregelt. Heisst: Es wird für Strom bezahlt, der gar nicht ins Netz fließt, sondern sprichwörtlich in der Luft verpufft. Der Grund dafür ist, dass Speichermöglichkeiten fehlen. Einer Studie … zufolge ging vergangenes Jahr der Rekordwert von bis zu 407 GWh Windstrom verloren, Trend deutlich steigend… Für solche Produktionsdrosselungen müssen wie oben gezeigt die Betreiber nach § 12 EEG entschädigt werden, die Kosten dafür werden auf die Stromverbraucher abgewälzt. Sie können nach Schätzungen aus der Windbranche 18 bis 35 Millionen Euro für das Jahr 2011 betragen. … Durch Speichermöglichkeiten würden diese Windstromverluste erst gar nicht entstehen! … Fazit: die Nicht-Existenz von Stromspeichern wie eines PSKW verteuert den Strompreis.
  • rettet-den-rursee: „Für die Nationalpark-Region bedeutet das, laut Aussage von Trianel: 200.000 LKWMassentransporte (ca. 115 pro Tag!), die sich durch unsere Dörfer wälzen und den sanften, naturnahen Tourismus an die Wand fahren! 200.000 LKWs (115 pro Tag!), die sich über Jahre durch die kleinen Eifel-Dörfer wälzen, sind für die Lebensqualität von Bewohnern und Besuchern alles andere als förderlich. Das Ende des über Jahre aufgebauten, naturnahen Tourismus in der Region.“
    Pro Pumpspeicherkraftwerk: „115 LKWs (sofern diese Zahl auch stimmt) bedeutet an einem Arbeitstag von 8 h: pro Stunde: 14 LKWs, alle 10 Min: 2 LKWs (Wochenende ausgenommen!). Wie viele LKWs fahren durch die Eifel, alleine bedingt durch die Weiss-Druck GmbH & Co. KG? … Darüber hat sich noch keiner Gedanken gemacht. Eine andere Seite der Medaille zum Thema Lebensqualität:
    – 115 LKWs bedeutet aber auch, dass 115 LKWs in der Eifel tanken müssen.
    – Mindestens 115 LKW-Fahrer müssen etwas essen pro Tag in der Eifel. Bezogen auf eine Bauzeit von 6 Jahren ergeben sich grob gerechnet 180.000 Mahlzeiten. Würde man eine durchschnittliche Mahlzeit mit günstigen 5,50 € kalkulieren, würden alleine nur hiervon Umsätze im Gastronomiebereich von 1 Million € generiert. Und nicht alle Bauarbeiter vor Ort fahren LKW, daher ist mit viel höheren Einnahmen zu rechnen.
    – 115 LKWs werden teilweise von in der Region liegenden Unternehmen eingesetzt, für die das willkommene Aufträge sind etc. etc.“
  • rettet-den-rursee: „Stoppt Trianel!“
    Pro Pumpspeicherkraftwerk: „Fakt ist, es muss diskutiert werden. Aber bitte vernünftig, … (anstatt) den Mitbewohnern der Eifel durch überspitzte „Worst-Case Szenarien“ Angst zu machen.“

Alle Argumente finden sich im Papier, das hier herunterzuladen ist: Standpunkt Pro Initiative_121206

Eine engagierte Diskussion scheint entbrannt und kann gerne unten fortgeführt werden – aber bitte, immer schön sachlich und argumentativ bleiben!

Denn:

„Ist das neue Argument todsicher, hätte man mit dem alten Argument vielleicht ein wenig länger leben können.“

Christa Schyboll, (*1952), freie Journalistin

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